Irren ist männlich

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Irren ist männlich. Weibliche Körpersprache und ihre Wirkung auf Männer. Sachbuch und wissenschaftliche Veröffentlichung von Christiane Tramitz, Goldmann (1995), ISBN 3-442-12634-7

Inhaltsangabe

Tramitz stellt zwei Versuche zur Kontaktanbahnung zwischen Mann und Frau vor, folgert anhand der Ergebnisse auf die Fehleinschätzung weiblicher Körpersprache durch Männer und diskutiert den Zusammenhang mit männlicher Gewalt gegen Frauen.

Im ersten Versuch wird männlichen und weiblichen Versuchspersonen ein Film gezeigt, in dem eine Frau in einer Kneipe dem Betrachter abwechselnd Signale von Interesse und Desinteresse zeigt. Im zweiten Versuch werden männliche Versuchspersonen mit einer Frau (Kollaboratörin des Versuchsleiters) in einen Raum gebeten. Die Frau zeigt zuerst verschiedene Zeichen des Interesses und unterhält sich mit den Männern, und wechselt dann abrupt zu Ablehnung des Mannes. In beiden Versuchen müssen die Versuchspersonen angeben, wie hoch sie das Interesse der Frau an Kontaktaufnahme mit ihnen einschätzen und einen Fragebogen mit Fragen zur Person ausfüllen.

Das Ergebnis beider Versuche ist, daß viele Männer auf ein Interesse der Frau an Kontaktaufnahme mit dem Mann schließen trotz ihrer Zeichen von Desinteresse. Tramitz sieht darin eine große Fehleinschätzung und die Ursachen für Gewalt gegen Frauen, z.B. beim "date rape". Sie diskutiert anhand ihre Ergebnisse und weiterer Quellen die Gewaltbereitschaft von Männern und das Phänomen von Frauen, die "Nein" sagen und "Ja" meinen. Interviews mit zufällig ausgewählten Menschen zum Thema Partnerfindung runden das Buch ab.

Rezension von Tobias_N

Von Tramitz, die unter Karl Grammer, einem ernstzunehmenden Ethologen, promoviert hat, könnte man eine ausgewogene und fundierte Arbeit erwarten. Leider beschränkt sich die Seriosität dieses Buches auf die Darstellung der Grundlagen und die Beschreibungen der durchaus interessanten Versuche. Dagegen mangelt es Tramitz' Diskussion der Ergebnisse an (für Nicht-ABs) banalem Alltagswissen von Flirtverhalten und kulturellen Hintergründen, so daß die Diskussion zu einem ideologischen Verriss des gesamten männlichen Geschlechts entartet.

Ihr erster Fehler ist es zu erwarten, dass Männer Zeichen von Desinteresse einer Frau neben ihren Interessebekundungen als Desinteresse interpretieren. Wäre eine Frau wirklich desinteressiert, würde sie allenfalls aus Höflichkeit leichtes Interesse zeigen, ansonsten nur den Rücken zuwenden oder einfach gar keine Signale senden. Tramitz ignoriert völlig, dass Frauen Ablehnungen einstreuen müssen, um nicht "leicht zu kriegen" zu sein, um die Hartnäckigkeit des Mannes auszutesten, um den Flirt spannend zu machen, um Männer anzuspornen und schließlich als Frau nicht als "Schlampe" dazustehen. (S. den Layguide oder das Venusian Arts Handbook)

Als Beleg für männliche Gewaltbereitschaft zitiert Tramitz Literatur, die allein durch ihre horrenden Zahlen schon feministisch geprägt erscheint und unglaubwürdig ist. (Näheres zur Glaubwürdigkeit von solchen Statistiken in "Sind Frauen bessere Menschen?" von Arne Hoffmann) Ihre Folgerungen daraus sind völlig einseitig:

  • Bei ihrer Diskussion von Vergewaltigungen bezieht Tramitz sich teilweise auf die USA, in der Dates kulturell mit ungeschriebenen Gesetzen geregelt sind. Sie berücksichtigt aber nicht, daß dies zu kulturell bedingten Mißverständnissen führen kann, die darüberhinaus nicht durch offene Aussprache vermieden werden können, weil dadurch die dem Flirt eigentümliche Unsicherheit zerstört würde. Sie berücksichtigt auch nicht, daß manche Menschen diese ungeschriebenen Gesetzt bewusst zu ihrem eigenen Vorteil brechen.
  • Tramitz erwähnt durchaus, dass Männer, die schnell aufgeben, weniger Sexualkontakte haben. Sie ermutigt aber nicht Männer zu mehr Hartnäckigkeit.
  • Sie erwähnt auch, daß Necken und gespielte Ablehnungen in Flirts vorkommen. Sie berücksichtigt aber nicht, daß nicht wenige Frauen dieses Spiel aus gespielter Ablehnung seitens der Frau gepaart mit einer Hartnäckigkeit seitens des Mannes geradezu erwarten, bevor sie zum Sex bereit sind. Sie hinterfragt auch nicht, wie sich diese Präferenzen von Frauen auf das Verhalten erfolgreicher Männer auswirkt.

Die Schuld für Folgen inkompatibler Verhaltensmuster und Erwartungen schiebt sie einseitig "den" Männern zu und hinterläßt den Eindruck, ein Großteil der Männer wären unsensible und gefährliche Psychopathen.

Obwohl Tramitz' Ansatz methodisch gut ist und interessante Ergebnisse verspricht, ist das Buch voll von Fehlschlüssen und Misandrie. Die Fehlschlüsse sind allerdings nur mit Hintergrundwissen als solche erkennbar, d.h. mit Lebenserfahrung oder den konträren Sichtweisen aus der Seduction Community.

Würde man daraus Verhaltenstipps für Männer ableiten, dann müßte man ihnen sagen "Gehe davon aus, daß die Frau überhaupt kein Sex will!" und "Nehme jede Ablehnung ernst und gib sämtliche Annäherungsversuche danach auf!" Das ist jedoch genau das Verhalten, was männliche ABs auf die Kumpelschiene führt. "Irren ist männlich" ist Gift für ABs und ein Beispiel für Tipps, die ins Verderben führen.