Wachgerüttelt

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Autor: Anonym, m, Jg. 1983


Ich schreibe diesen Text, da ich in den letzten Monaten viel über mich gelernt habe. Außerdem denke ich durch meinen Beitrag dafür sorgen zu können, dass sich die Leser ein Bild über die verschiedenen Details eines ABlers machen können.

Zu mir und meiner aktuellen Situation. Ich bin 24 Jahre alt, werde in Kürze mein Studium sehr erfolgreich beenden und direkt ins Berufsleben einsteigen. Ich bin "normal", wenn man Menschen so einordnen möchte: Gesund, keine auffällige Statur, keine besonderen Merkmale. Kurz gesagt gibt es kein äußerliches Feature an mir, was ich beschreiben müßte.


Abschnitt 1: Kindheit bis jetzt

Abschnitt 2: Die Frau

Abschnitt 3: Danach

Abschnitt 4: Sonstige Gedanken


Abschnitt 1: Die Kindheit bis jetzt.


Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Meine Eltern hatten früh ein Haus gebaut, in dem ich dann auch aufgewachsen bin. Während der Grundschulzeit hatte ich kaum Kontakt mit anderen Kindern, da in meiner Nachbarschaft kein Kind gleichen Alters wohnte. Mit einem Freund habe ich regelmäßig gespielt, aber wirklich viel Kontakt mit Gleichaltrigen hatte ich nie. Ich weiß nicht genau, was ich stattdessen die ganze Zeit gemacht habe, aber als Kind macht man ja jeden Scheiß. Da meine Eltern einen Computer gekauft haben, als ich ungefähr 9 Jahre alt war, habe ich ab dann einen großen Teil meiner Zeit damit verbracht. Während der Grundschulzeit ist mir schon aufgefallen, dass der Kontakt zu meinen Eltern - verglichen mit den Erzählungen einer Klassenkameradin - nicht normal ist. Meine Mutter hat sich eigentlich nie mit mir unterhalten (das ist bis heute so). Sie hat sich ansatzweise erkundigt, was in der Schule passiert ist (oder habe ich das einfach so erzählt?) und wir haben auch normal miteinander geredet, aber soweit ich weiß nie wirklich geredet. Es gab keine sinnvollen Diskussionen über bestimmte Themen, es gab nie einen Fernsehfilm als Gesprächsthema, ... Bei meinem Vater sieht das ähnlich aus, er war allerdings fast nie zu Hause, weil er gearbeitet hat. Ein "Gespräch unter Männern" oder die oben erwähnten Gespräche gab es aber auch nicht. Ich möchte hier Ausnahmen nicht ausschließen (wir reden immerhin über mehrere Jahre), aber meine Erinnerungen dürften da ganz gut passen.

Nach der Grundschule habe ich dann ein weiter entferntes Gymnasium besucht. Diese Schule war ungefähr doppelt so weit weg wie die Alternative und zudem ein Ganztagsgymnasium. Ich vermute, dass meine Mutter mit meinem Wissensdrang so überfordert war (sie hat in der Grundschule aufgehört meine Fragen zu beantworten), dass sie es für eine gute Idee hielt die Lehrer das Problem lösen zu lassen. Ich ging also jahrelang auf diese Schule, habe Spaß daran gehabt und war auch sehr erfolgreich. Schon aufgrund der großen Entfernung hatte ich aber so gut wie gar keinen Kontakt zu meinen Mitschülern. Von Vielen wußte ich den Namen selbst nach Jahren noch nicht, weil ich ihn nie brauchte und er mich auch nicht interessiert hat. In den Pausen war ich hauptsächlich alleine, habe anderen Leuten zugehört oder (später) mich mit anderen "Computerfreaks" unterhalten.

In der Schule ist mir natürlich aufgefallen, dass einige meiner Mitschüler bzw. Mitschülerinnen eine Beziehung führen, rumknutschen, ... Mich hat das aber nicht wirklich interessiert und Gedanken habe ich mir auch keine gemacht.

Bis zum Studiumsanfang sah mein Lebensalltag im Wesentlichen so aus, dass ich zur Schule gegangen bin, zu Hause für mich sehr interessante Dinge mit dem Computer gemacht habe und die restliche Zeit durch Schlafen und sonstige Banalitäten verbraucht habe. Ich hatte kein Interesse daran zu Partys zu gehen. Das mag daran liegen, dass ich von keiner Party wußte oder diese zu weit weg waren. Das kann auch daran liegen, dass mir die Lebensweise der anderen Mitschüler oder generell Menschen meines Alters fremd war und ich mir nicht vorstellen konnte, dass das für mich das Richtige ist. Es erschien mir sehr viel besser Erfahrungen mit einem (interessanten!) computerrelevanten Thema zu sammeln als rauszugehen, Leute zu treffen, ..

Irgendwann kurz nach Studienbeginn haben sich meine Eltern getrennt. Dazu kann ich nicht viel schreiben, weil ich es damals nicht mitbekommen habe (wie auch, wenn man nie redet und ansonsten auch merkbefreit ist) und es mich auch nicht gestört hat. Ich bin zum Studienbeginn ausgezogen und habe demzufolge auch nicht tagtäglich gemerkt, dass ein Elternteil nicht mehr den Alltag wie gewohnt begleitet. Da ich aber natürlich mit beiden telefonieren bzw. sie besuchen kann, hatte diese Trennung keinen wirklichen Einfluß auf mich.

In meiner Studienstadt und neuen Heimat bin ich recht einfach in eine Gruppe geraten, die mich anfänglich aufgrund ihres Themas (Computerkram) interessiert hat. Diese Gruppe von ganz normalen Studenten hat mich als jungen, arroganten und nervigen Menschen kennengelernt, aber trotzdem in ihren Kreis aufgenommen. Dort habe ich nicht nur gelernt, wie man Bierflaschen aufmacht (das konnte ich zu dem Zeitpunkt selbst mit Öffner nicht), sondern auch wie man mit Menschen redet ohne sie in irgendeiner Form zu beleidigen oder zu nerven. Nach recht kurzer Zeit konnte ich profimäßig über den alltäglichen Unsinn reden und hatte immer viel Spaß mit den Anderen. Das schildere ich hier so ausführlich, da es mir bis dahin fremd war mit Freunden zu quatschen und ohne konkretes Ziel durch absichtliches Zusammensein Spaß zu haben. Diese Gruppe hat sich leider inzwischen auseinandergelebt (auch Langzeitstudenten werden fertig und ziehen weg).

Ich hatte sehr viel Freude am Studium und habe mit Leidenschaft studiert. Das heißt, dass ich regelmäßig Übungen bis tief in die Nacht gemacht habe oder mich auch außerhalb der Vorlesungen mit interessanten Themen (nicht unbedingt studiumsrelevant) beschäftigt habe. Außenstehende würden das als "Stubenhocker" bezeichnen, was prinzipiell auch richtig ist. Wenn man aber über den Tag verteilt einige Vorlesungen und sonstige Veranstaltungen besucht, nachmittags eine Übung zu Thema A macht, abends ein Projekt B ausprobiert/entwickelt und nachts eine Übung zu Thema C macht, dann ist das extrem abwechslungsreich (mir gefällt das!) - obwohl man über den Tag verteilt vielleicht nur zwei Stunden nicht gesessen hat.

Mit der Zeit haben sich meine Interessen immer mehr auf eigene Projekte verschoben, da das Studium mich nicht genug gefordert hat. Ich habe also viel Zeit damit verbracht etwas auf die Beine zu stellen, was größtenteils von vielen Mitstudenten genutzt werden kann. Das hat mich in meinem Studentenwohnheim und auch im sonstigen Umkreis relativ bekannt gemacht.


Abschnitt 2: Die Frau.


Auch wenn ich viel Zeit am Rechner verbringe, bin ich trotzdem auch außerhalb der Univeranstaltungen unter Menschen. Ich war zwar nicht mit Freunden auf Partys unterwegs oder habe mich einfach so mit jemandem getroffen, aber minimaler Smalltalk oder gemeinsames Kartenspielen ergeben sich doch (selten). Bei einer Renovierungsaktion im Wohnheim, die sich über Wochen hingezogen hat, hatte ich dann fast täglich Kontakt mit einigen Mitbewohnern, dazu gehört auch SIE. Nach einiger Zeit, die wir so zusammen gearbeitet (und gescherzt und gegessen und ...) haben ist mir aufgefallen, dass SIE sich auffällig verhält. SIE bringt mir nach einer scherzhaften Bitte geschmierte Brote (und den Anderen nicht), SIE kommt auf dem Nachhauseweg an meinem Fenster vorbei und quatscht, SIE lacht auffällig über meine Scherze und berührt mich, ... In den folgenden Wochen haben wir sehr viel und sehr gut online gechattet (das hat sich langsam entwickelt), später auch spontan verrückte Sachen gemacht, sind schwimmen gegangen, ... Diese Zeit hat mir sehr gut gefallen. Mir ist nur irgendwann klargeworden, dass irgendetwas los ist. Ich habe mich ab diesem Zeitpunkt in Gedanken reingesteigert ("Will SIE was von mir?" "Was hat das und das zu bedeuten?" "Was mache ich jetzt?") und konnte nicht einmal ansatzweise klar denken. Um die Problematik deutlich zu machen: Ich habe über eine Bemerkung nachdenken MUESSEN, die einige Tage alt war, während ich bei mit ihr in ihrem Bett sitze und einen Film gucke. Ich war schlichtweg überfordert und habe, bis auf unlösbare Gedankenspiele, nichts gemacht. Vorher war ich natürlich auch nicht wirklich aktiv, aber wir hatten Spaß zusammen, ohne dass ich SIE geküßt oder berührt habe. Mit diesen Gedanken und lauter ungelösten Problemen bin ich zu einem sehr guten Freund gegangen und wir haben viel geredet. Seine Tipps waren leider nicht wirklich gut auf meine Situation abgestimmt (wie ich Monate später verstanden habe), aber das Gespräch war hilfreich. Kurz danach hat SIE mich auf eine Party mitgenommen, die ich sehr genossen habe. Auf dem nächtlichen und langen Rückweg habe ich ihr sehr viel erzählt (dass SIE mir den Kopf verdreht hat, dass ich noch keine Freundin hatte, dass ich total überfordert bin, ...). Eine wirkliche Frage oder einen Wunsch habe ich nicht geäußert. Der Abend endete schließlich so, dass ich total aufgewühlt das Gespräch abgebrochen habe, SIE mir eine Umarmung aufgedrängt hat und ich weiterhin sehr verwirrt ins Bett gegangen bin. Um die Geschichte abzukürzen: Ab diesem Zeitpunkt war ich etwas zielstrebiger (habe den Kontakt gesucht), aber die Situation nach wie vor nicht verarbeiten können. Kurz danach hat SIE mir klargemacht, dass das nichts wird. Ich wirke wie ein Gerüst, dass jeden Moment einstürzen kann. Ich bin nicht der Typ, der einfach so auf der Straße einer Freundin (nicht DER Freundin) einen Kuß auf die Wange geben kann. Sie hat versucht in Worte zu fassen, dass ich mich schlichtweg nicht wie ein Mensch verhalten habe, ich war kalt und merkwürdig. Diese Zeit kann man nicht als Beziehung sehen, aus ihrer Sicht dürfte die ganze Sache vermutlich sehr merkwürdig aussehen. Bis auf zwei, drei Umarmungen, die SIE mir angeboten bzw. aufgezwungen hat (das wäre wohl jeweils der Moment für einen Kuß gewesen, würde ich im Nachhinein sagen), zwei Wangenküße und Berührungen der Art Kopf-Auf-Schulter-Legen lief hier nichts.


Abschnitt 3: Danach


Die nächsten vielen Wochen habe ich sehr viel Zeit mit Nachdenken verbracht. Ich habe ja schon in der Zeit "mit" ihr nichts anderes gemacht, es sind allerdings immer wieder neue Erlebnisse auf mich zugekommen. Diese wurden also abgearbeitet. Ich habe mit der Zeit herausgefunden, dass ich mich selber blockiert habe ohne das zu wollen. Ich habe einigermaßen gut verstanden, welche Probleme es gab und was ich falsch gemacht habe. Das wichtigste Ergebnis dieser Zeit war aber, dass ich meine eigenen Ziele jetzt einigermaßen sicher kenne und ich nicht erst darüber nachdenken muß. Anstatt zu überlegen "soll/will ich sie jetzt umarmen?" bin ich so weit, es einfach zu machen. Klar, da gibt es noch andere Probleme wie Angst, aber es zwängen sich mir keine Gedanken der Art "HALT, Notbremse! Erst nachdenken!" auf. Nach dieser Beziehungs-Erfahrung (wenn man das so nennen will) und den anschließenden Gedanken habe ich mich mit dem Thema Pick-Up beschäftigt. SEHR grob zusammengefaßt geht es bei dem Thema darum, herauszufinden wie Frauen ticken und dieses Wissen geschickt einzusetzen. Eine für mich gewaltige Erfahrung war in dem Zusammenhang beispielsweise, dass der sogenannte Nice Guy (der Typ, der nett ist und das macht, was man will) langweilig und nicht attraktiv ist. Als Alternative existiert der Mann, der sein Leben genießt, mit sich selber im Reinen ist, Frauen nicht wie auf Händen trägt, sondern auch mal (sanft) verarscht, ... Diese und andere Hinweise habe ich gelesen oder mir erklären lassen, darüber nachgedacht und teilweise auch ausprobiert. In Sachen Persönlichkeitsentwicklung habe ich viel geschafft. Anfangs habe ich wirklich merkwürdige Gedanken abgeschafft ("Was könnte XYZ denken, wenn ich ABC mache?"). Später habe ich mich (absichtlich) in Smalltalk integriert, was ich sonst NIE gemacht habe. Noch später habe ich bewußt (bekannte) Frauen angesprochen bzw. mit witzigen Bemerkungen "geärgert", das später auch auf Fremde erweitert. Innerhalb weniger Wochen bin ich vom netten und fleißigen Studenten zu einem Menschen geworden, der sich auf Partys mit Fremden unterhält (das fällt mir noch schwer, gerade bei gutaussehenden Frauen), sich nicht "freiwillig" ausklinkt bzw. in die Ecke stellt. Im Alltag habe ich kein Problem damit Fremde nach der nächsten Pommesbude zu fragen oder mit Leuten zu feiern, die ich erst seit wenigen Minuten kenne.


Abschnitt 4: Sonstige Gedanken


Die übliche Entwicklung fehlte mir leider. Ich habe mich viel zu selten mit gleichaltrigen Kindern unterhalten. Ich habe jahrelang nie wirklich Zeit mit Menschen verbracht und mit ihnen geredet, gespielt, Unsinn gemacht. Mir ist klar, dass mir viel fehlt. Damit meine ich nicht nur sexuelle Erfahrungen, sondern auch so normale Dinge wie Freunde zu fragen, ob sie mit ins Kino möchten. Ich bin auch den Umgang mit Mädchen nicht gewohnt. Es ist für mich nicht normal, jemanden zu umarmen oder gar zu küssen - auch wenn es nur ein Wangenkuß als Begrüßung ist. Ich mache mir leider noch viel zu viele Gedanken, auch wenn es gar nicht zu so einer Situation kommt. Die für mich sehr intensive Begegnung mit IHR hat aber bei mir dazu geführt, dass ich schlagartig neue Seiten an mir gefunden habe und nach einigen (vielen) Gedanken auch weiß, was ich will. Das, zusammen mit dem Verlangen nach mehr, führte bei mir ziemlich effektiv dazu an meinen Fehlern bzw. Schwachstellen zu arbeiten. Meinen Eltern ist aufgefallen, dass ich anders aussehe (obwohl ich da kaum etwas verändert habe). Meinen Mitmenschen fällt mein neues Verhalten nicht so auf, dass sie es mir sagen. Ich merke aber schon, dass ich "integrierter" bin. Ich werde recht häufig angerufen, angeschrieben oder sonstwie gefragt, ob ich mitmachen möchte. Das ist eine komplett neue Erfahrung für mich und dieses Leben gefällt mir sehr. Ich bin recht zuversichtlich, dass mein Leben auch in Zukunft um einige Erfahrungen reicher wird. Ich denke auch, dass da der Kontakt zum anderen Geschlecht zugehört. Einen Grund, dass das nicht so sein wird, sehe ich jedenfalls nicht.